40 Jahre Theater Waidspeicher (1979 - 2019)

 

 

Das Theater Waidspeicher feierte im Herbst 2019 seinen 40. Geburtstag. Seit 1979 gibt es das Erfurter Puppentheater, das als Sparte der damaligen Städtischen Bühnen Erfurt gegründet wurde und seit 1993 als Theater Waidspeicher e.V. in gemeinnütziger Form geführt wird. Jährlich kommen über 25.000 Besucher zu rund 300 Veranstaltungen in das Haus am Erfurter Domplatz. In vier Jahrzehnten zählt das Theater inzwischen mehr als 10.000 Vorstellungen mit 1,2 Millionen Zuschauern, die sich vom offenen Spiel mit Hand-, Stab- und Tischpuppen, Marionetten, Vierfüßlern, Flach- und Schattenfiguren verzaubern lassen.

Die Gründung des Erfurter Puppentheaters im Jahr 1979 erfolgte durch Enthusiasten einer Laienspielgruppe aus Pädagogen um Monika Bohne, Renate Wagenitz und Bernhard Ohnesorge, der in den ersten Jahren auch dessen Leitung übernahm. Ihr Anliegen zur Etablierung professioneller Puppentheaterstrukturen traf beim damaligen Intendanten der Städtischen Bühnen Bodo Witte auf begeisterten Zuspruch. Erfurt war damit das fünfzehnte von insgesamt 18 professionellen Ensemble-Puppentheatern, die in der DDR existierten. „Vom Katerchen, das Stiefel trug“ war die erste Inszenierung des Puppentheaters als Sparte der Städtischen Bühnen Erfurt. Premiere war am 7. November 1979 im alten Opernhaus.

Eine künstlerische Bereicherung erfuhr das Theater ab 1983, als ein Jahrgang junger Puppenspiel-Absolventen um Anne und Lars Frank, Paul Olbrich und Ronald Mernitz aus Berlin nach Erfurt kam und für das nächste Jahrzehnt das Theater Waidspeicher maßgeblich prägte. Der preisgekrönte „Don Quijote“ von 1984 war als abendfüllende Inszenierung ein wichtiger Meilenstein zu nationaler und internationaler Berühmtheit des Erfurter Puppentheaters.

Seit 1986 verfügt das Theater mit dem aufwändig dafür restaurierten mittelalterlichen Waidspeicher am Erfurter Domplatz über eine eigene feste Spielstätte mit 142 Plätzen.

Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur internationalen Vernetzung des Theaters Waidspeicher war die Gründung des Festivals Synergura, das 1992 zunächst als nationales Puppentheaterfestival ausgerichtet wurde und sich in drei Jahrzehnten zu einem renommierten internationalen Puppentheaterfestival entwickelt hat.

In 40 Jahren entstanden 190 Inszenierungen, davon 119 für Kinder, u. a. „Cyrano de Bergerac“, „Macbeth“, „Biografie – Ein Spiel“, „Das Feuerzeug“, „Die Königin der Farben“, „Tintenherz“, „Der kleine Muck“, „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“, „Menschen im Hotel“.

Sibylle Tröster ist seit 2009 Intendantin des Theaters Waidspeicher und seit 2011 Leiterin des Internationalen Puppentheaterfestivals Synergura. Das einzige institutionell selbständige Ensemblepuppentheater in Thüringen wird durch das Land Thüringen und die Landeshauptstadt Erfurt gefördert. Es hat derzeit 27 Mitarbeiter, davon 7 Puppenspieler. Neben 5 Premieren, die in jeder Spielzeit neu auf die Bühne gebracht werden, zeigt das Theater in seinem Repertoire weitere 13 Inszenierungen für alle Altersgruppen.

Als kleinstes Theater im Freistaat ist das Theater Waidspeicher ein wichtiger Kulturbotschafter Thüringens. In 40 Jahren war das Ensemble zu Gast in 121 deutschen Städten und in 21 Ländern Europas, darüber hinaus in Israel, in der Türkei und den USA, in Taiwan, Sibirien, Indien, Kanada und Mexiko.

Das Theater Waidspeicher ist eines der wenigen von ehemals 18 Ensemblepuppentheatern im Osten Deutschlands, das die Veränderungen der letzten Jahrzehnte überstanden und eine besondere nationale und internationale Strahlkraft entwickelt hat.